Nahrungscholesterin - wie viel darf es sein?

Stand: 04/21/2020
Erhöhte Blutcholesterinwerte gelten als Risikofaktor für Herz-Kreislauferkrankungen, vor allem in Verbindung mit weiteren Risikofaktoren wie Übergewicht, Rauchen, Bewegungsmangel, Bluthochdruck oder Diabetes mellitus. Etwa jeder dritte Erwachsene in Deutschland hat erhöhte Werte, die Veranlagung dazu ist häufig vererbt.

Kann der Blutcholesterinspiegel durch die Menge an Nahrungscholesterin beeinflusst werden? Ist es sinnvoll, gezielt auf den Cholesteringehalt in Lebensmitteln zu achten?


Wirkung des Nahrungscholesterins

Cholesterin ist eine fettähnliche Substanz und gehört zu den so genannten Lipiden. Es kommt ausschließlich in Lebensmitteln tierischer Herkunft vor. Das sind vor allem Fleisch und Fleischwaren, Geflügel und Eier, Fisch, Milch, Milchprodukte und Käse sowie Butter. Mit der Nahrung nehmen Männer durchschnittlich 384 mg und Frauen 272 mg Cholesterin pro Tag auf (Nationale Verzehrsstudie II).

Cholesterin erfüllt wichtige Funktionen im Organismus. Es ist Bestandteil von Zellwänden und Ausgangssubstanz für die Bildung von Hormonen, Gallensäuren und Vitamin D. Für diese Aufgaben ist täglich etwa ein Gramm Cholesterin notwendig. Dies wird zum Teil selbst vom Körper gebildet und teils mit der Nahrung aufgenommen. Über einen Regulationsmechanismus passt der Organismus die körpereigene Produktion in der Leber an die mit der Nahrung aufgenommene Cholesterinmenge an. Bei hoher Nahrungscholesterinaufnahme wird die Eigenproduktion gedrosselt und die Resorptionsrate im Darm gesenkt, so dass die Blutcholesterinkonzentration im Normbereich bleibt. Dieser Mechanismus ist jedoch nur bei etwa der Hälfte der Menschen ausgeprägt (so genannte „Nonresponder“). Bei den „Respondern“ beeinflusst die Höhe des Nahrungscholesterins den Blutcholesterinspiegel und hier vor allem auch das ungünstige LDL-Cholesterin.


Gutes und schlechtes Cholesterin

Cholesterin ist fettlöslich, nicht wasserlöslich und muss deshalb für den Transport im Blut in eine wasserlösliche bzw. transportfähige Form gebracht werden. Dazu werden Cholesterin und andere fettlösliche Substanzen in der Leber mit Eiweißstoffen umhüllt; es bilden sich Transportpakete aus Fett und Eiweiß, die als Lipoproteine (Lipos =Fett, Protein = Eiweiß) bezeichnet werden.
Mit der Nahrung aufgenommenes Cholesterin kann zu einem Anstieg des „schlechten Cholesterins" im Blut führen. So werden oft die so genannten LDL (= Lipoproteine geringer Dichte, „Low Density Lipoprotein”) genannt, die Cholesterin von der Leber zu den Zellen transportieren.
Wenn die LDL lange im Blut zirkulieren, können sie oxidiert werden. Die Aufnahme in die Zellen und die Verstoffwechslung werden dadurch unmöglich. Man vermutet, dass sich bevorzugt die oxidierten LDL in die Blutgefäßwand ablagern. In geringen Mengen können sie von so genannten Fresszellen aufgenommen werden. Bei Übermaß gehen die Fresszellen zu Grunde und bilden große „Fettpolster", medizinisch Plaques genannt. Das ist der Beginn einer Arteriosklerose („Arterienverkalkung"). Es kommt zu Ablagerungen weiterer Blutbestandteile, zu Entzündungsprozessen und Wucherungen. Die Gefäßwand verliert an Elastizität, wird härter, die Blutgefäße immer enger.
Der Prozess kann sich über Jahre und Jahrzehnte erstrecken. Die Sauerstoffversorgung von Organen und Geweben wird gefährdet und es kann langfristig zum Gefäßverschluss kommen. Betroffen sind oft Herz, Gehirn und Beine.

Gegenspieler der LDL sind die HDL (Lipoproteine hoher Dichte, „High Density Lipoprotein”). Diese „gute” Fraktion sammelt Cholesterin im Körper ein und bringt es zur Leber, wo es in andere Stoffe umgewandelt wird. Nahrungscholesterin beeinflusst die HDL-Konzentration nicht oder nur leicht.
HDL-Cholesterin wirkt arteriosklerotischen Gefäßveränderungen entgegen.


Cholesterinbewusst essen und leben

Vor dem Hintergrund, dass etwa die Hälfte der Bevölkerung auf Nahrungscholesterin mit einem Anstieg des Blutcholesterinspiegels reagiert, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), Nahrungscholesterin auf 300 mg Cholesterin am Tag zu begrenzen. Cholesterinreiche Lebensmittel wie Innereien, die Haut von Fisch und Geflügel oder bestimmte Meeresfrüchte sollten wenig und/ oder selten gegessen werden. Für den Verzehr von Eiern wird ein Orientierungswert von bis zu drei Eiern pro Woche angegeben.

Das Nahrungscholesterin ist aber nur einer von mehreren Einflussfaktoren auf den Blutcholesterinspiegel. Sehr viel entscheidender sind die Gesamtfettzufuhr und vor allem die Art der Fette. Bestimmte gesättigte Fettsäuren (insbesondere Myristinsäure, Palmitinsäure) erhöhen den Cholesterinspiegel sowie die LDL-Konzentration, während einfach- und mehrfach ungesättigte Fettsäuren gegenteilige Effekte haben.

Normalgewicht, reichlicher Ballaststoffverzehr und verschiedene sekundäre Pflanzenstoffe wirken ebenfalls günstig auf die Cholesterinwerte. Auch der Faktor Bewegung darf nicht außer Acht gelassen werden.

Die Empfehlungen für den Alltag heißen im Wesentlichen:
  • Normalgewicht anstreben
  • Fettbewusst essen:
    • Streich- und Zubereitungsfette sparsam verwenden,
    • Pflanzenöle mit günstiger Fettsäurezusammensetzung verwenden wie Rapsöl, Olivenöl, Walnussöl,
    • Käse mit bis zu 40 % Fett i. Tr. und fettarme Fleischerzeugnisse bevorzugen,
    • Vorsicht bei fettreichen Snacks und Knabberartikeln wie Chips, Keksen u.v.m.
  • 5 am Tag - Gemüse und Obst: täglich drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst essen
  • Reichlich Vollkornprodukte essen, z.B. Vollkornbrot, Haferflocken und andere Getreideflocken
  • Fettreiche Fische wie Hering oder Lachs einmal in der Woche verzehren
  • Täglich bewegen - im Alltag und/ oder beim Sport, mindestens 20 Minuten, besser 30 Minuten und mehr.


Quellen
  • Hans Konrad Biesalski u. a.: Ernährungsmedizin, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1999
  • Max Rubner-Institut (Hrsg.): Nationale Verzehrsstudie II, im Internet unter mri.de (Zugriff 02.04.2013, aktualisiert 16.06.2021)
  • Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) (Hrsg): Cholesterinwerte im Griff. Presseinformation 17.06.2010, im Internet unter dge.de (Zugriff 02.04.2013)
  • DGE (Hrsg.): Evidenzbasierte Leitlinie: Fettkonsum und Prävention ausgewählter ernährungsmitbedingter Krankheiten, 2. Version 2015, hier: Fettkonsum und Prävention der Dyslipoproteinämie, im Internet unter dge.de (Zugriff 02.04.2013, aktualisiert 24.11.2023)
  • Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen e.V. (DGFF) (Hrsg.): Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie von Fettstoffwechselstörungen, im Internet unter dgff.de (Zugriff 17.04.2020, aktualsiert 24.11.2023)


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