Wohin mit „Bruder“ Hahn? – Hähnchenfleisch und Ei zusammen denken

Stand: 12/06/2019
haehnlein-Initiative
Eine Initiative in Norddeutschland nennt sich „haehnlein“. In dem Erzeugerzusammenschluss „Fürstenhof“ mit derzeit 19 landwirtschaftlichen Betrieben in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern werden alle Brüder von Legehennen aufgezogen, manche dienen als Leithähne in der Hühnerschar mit ein bis zwei Hähnen pro 100 Hühnern. Die anderen männlichen Küken werden gemäß den EU-Bio-Richtlinien als „haenlein“ gemästet. Während konventionelle Masthähnchen im Alter von etwa einem Monat geschlachtet werden, dauert die haenlein-Aufzucht ca. 120 Tage.


Huhn & Hahn-Initiative
    Die „Huhn & Hahn“-Initiative beschränkt sich auf Süddeutschland mit Erzeugern aus Baden-Württemberg und Teilen von Bayern.
    Mit dem Slogan „Wer Huhn sagt, muss auch Hahn sagen“ kooperieren einige ökologische und konventionelle Eiererzeuger und gründeten gemeinsam mit der Diakonie Ravensburg sowie mit einigen verarbeitenden Betrieben und dem regionalen Handel die Huhn-&-Hahn-Initiative mit dem Ziel, sowohl Hühnern als auch männlichen Küken aus der Legehennenzüchtung ein artgerechtes Leben zu ermöglichen. Auch einige Bio-Landwirte aus Bayern haben sich angeschlossen.
    Zur Vermarktung haben sich die Partner der Initiative auf die Zweinutzungs-Rasse „Sandy“ festgelegt. Alle beteiligten Eiererzeuger sollen diese Rasse mittelfristig einführen. Die Farbe der Sandy-Eier ist nicht braun oder weiß, sondern cremefarben, und somit gut zu identifizieren. Pro Ei wird ein Cent Aufschlag berechnet, um das Miteinanderaufziehen von Huhn und Hahn zu finanzieren. Neben Eiern gibt es von den angeschlossenen Metzgereien auch Maultaschen, Würstchen und Hähnchenfleisch im Angebot. Auch große Handelsketten wie Edeka Südwest, REWE und Kaufland sind mit im Boot. Dort wird die mit rotem oder grünem Siegel gekennzeichnete Ware vermarktet. Das rote Zeichen der Initiative steht für konventionelle Freiland-Haltung, das grüne Zeichen für ökologische Tierhaltung.
haenlein-Eier kosten auch wiederum „ein paar Cent mehr“ und werden überwiegend in Hamburg, Bremen, Hannover und Nordrhein-Westfalen in Handelsketten wie Alnatura, Edeka, REWE, Real und tegut angeboten. In Rheinland-Pfalz sind haehnlein-Eier in einzelnen Supermarkt-Filialen zu finden. haenlein-Eier und haenlein-Fleisch gibt es bundesweit in den denn´s-Märkten.

Ei-Care
„Ei-Care“ nennt sich eine regionale Initiative von fünf Naturland-Betrieben in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, die die Großregion Berlin/Brandenburg versorgen.


Die Tierwohl-Antwort der verschiedenen Einzelhandelsketten:

Spitz und Bube“ ist ein Tierwohl-Projekt der REWE-Gruppe.
Die Partner der Handelskette sind konventionelle Freilandhalter, die 2016 in Begleitung der Hochschule Osnabrück mit einem regionalen Pilotprojekt gestartet hatten. Neben der Mitaufzucht der „Buben“ in der Legehennenzucht, haben sich die konventionellen Landwirte verpflichtet, bei den Legehennen auf Schnabelkürzungen zu verzichten und garantieren eine gentechnikfreie Fütterung.
Aufgrund des Erfolgs wurde das Konzept nicht nur deutschlandweit auf REWE-Märkte übertragen, sondern wurde der Vertrieb auch auf andere Haltungsformen (Bodenhaltung, Bio-Qualität) erweitert. Bei der REWE-Tochter Penny werden Eier aus solchen Betrieben unter der Marke „Herz Bube“ gehandelt

Henne und Hahn“ heißt ein vergleichbares Pilotprojekt mit konventionellen Legehennenhaltern der Bodenhaltung, das Aldi-Süd 2017 zur Aufzucht männlicher Küken gestartet hat. Henne-und-Hahn-Eier sind nur regional in den Aldi-Filialen im Großraum Aachen und Bonn erhältlich. Lidl hat im Großraum Hamburg sowie in Schleswig-Holstein unter der Bezeichnung „Kükenherz“ jeweils regionale Projekte gestartet und „Bruderküken“ heißt die Initiative, die über Alnatura vermarktet wird.

Die Handelskette Edeka unterstützt an ihren jeweiligen Standorten immer bestehende regionale Initiativen, in Süddeutschland kooperiert Edeka mit „Huhn & Hahn“, in Nordrhein-Westfalen sind beispielsweise Eier aus dem Henne & Hahn-Projekt mit im Sortiment.

In Anbetracht der Vielzahl von regionalen bzw. lokalen Anbietern, die im eigenen Betrieb oder in Kooperation mit regionalen Partnern die Bruderhahn-Idee vertreten, kann hier kein vollständiger Überblick abgebildet werden.


Fazit
Im Sinne einer tierwohlorientierten Geflügelhaltung sollte die Verantwortung entlang der gesamten Wertschöpfungskette mitgetragen und ein ganzheitliches Bewusstsein entwickelt werden. Die Legehennenhalter und Mastbetriebe, die die Aufzucht der männlichen Legehennen-Geschwister durchführen, benötigen kooperierende weiterverarbeitende Betriebe und diese wiederum brauchen den Handel, Großküchenbetreiber und Endverbraucher, die dies beim Kauf von Eiern und Geflügelfleisch honorieren.
Durch ein entsprechendes Aufpreissystem beim Ei können auch eine ansonsten ineffektive Hähnchenaufzucht finanziert und auch ethische Aspekte in der Landwirtschaft ökonomisch tragfähig werden.
Entsprechende Initiativen und Projekte gibt es in der ökologischen und auch in der konventionellen Landwirtschaft in allen Haltungsformen. Somit findet der Verbraucher bald bundesweit eine entsprechende Auswahl und ist dann auch am Zug.


Quellenangaben und weiterführende Informationen


Annette.Conrad@dlr.rlp.de     www.fze.rlp.de/ernaehrungsberatung