Die Steckrübe – zum Gemüse des Jahres 2017/ 2018 gekürt

Stand: 02/22/2017
Die ältere Generation verbindet mit der Steckrübe eine einfache „Arme-Leute-Kost“ in Notzeiten. So ging die kriegsbedingte Hungersnot im Winter 1916/17 in Deutschland sogar unter dem Namen „Steckrübenwinter“ in die Geschichte ein. In allen Formen der Zubereitung - als Grundlage für Eintöpfe, als Brotaufstrich, in Kuchen, im Schmalz und sogar als Kaffeeersatz - kam die Steckrübe, die vormals als Futterpflanze verwendet wurde, als Sattmacher auf den Tisch. 100 Jahre später - 2017 - hat der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e.V. (VEN) die Steckrübe zum ‚Gemüse des Jahres‘ ernannt und bezeichnet sie als „traditionsreiches Gemüse mit Zukunft“, denn die Einstellung zur Steckrübe hat sich verändert. Für Gastronomie und Verbraucher ist das heimische Wintergemüse wieder eine interessante und schmackhafte Alternative zu Importgemüse geworden. Durch gezielte Züchtungen sind süßlich milde Sorten entstanden, so zum Beispiel die orange-gelbe Sorte „Wilhelmsburger“. Mithilfe kreativer Rezepte kann die Steckrübe damit auch in edlen Gerichten verwendet werden.
Zudem ist die Steckrübe unter dem Aspekt des ‚klimafreundlichen Essens' als ausgesprochen regionales Wintergemüse positiv zu bewerten. Zum einen ist ihr Anbau äußerst unkompliziert. Sie beansprucht kein warmes Klima und kommt mit geringen Pflanzenschutzmaßnahmen aus. Zum anderen ist sie frosthart, das heißt, sie kann auch im Winter im Freiland geerntet werden und hält sich im Kühllager über viele Wochen. Importierte Gemüse kommen in ihrer Klimabilanz kaum dagegen an.

Steckrüben sind von September bis Mai auf dem deutschen Markt erhältlich. Sie werden in allen Gemüseanbaugebieten Deutschlands kultiviert. Hauptanbaugebiet ist traditionell Norddeutschland, wo die Steckrübe aufgrund des maritimen Klima gut gedeiht.

Die Steckrübe hat viele Namen. Kohlrübe, Erdkohlrabi, Herbstrübe, Stoppelrübe oder Wruke sind nur einige Beispiele. Die lateinische Bezeichnung Brassica napus subsp. rapifera deutet auf eine Kreuzung von Rübe und Kohl hin. Botanisch gehört sie in die Familie der Kohlgewächse, wie man an den typischen Blättern und dem Geruch eindeutig erkennen kann. Verzehrt wird ausschließlich die verdickte Wurzel. Die Knollen sind fast kugelrund und werden 1 bis 1,5 kg schwer. Die raue Schale ist im unteren Teil weißlich gelb, im oberen gelborange bis violett, das Fleisch weiß bis gelb. Für Speisezwecke lohnt es sich, die kleineren, gelbfleischigen Rüben zu bevorzugen. Sie werden nicht so schnell holzig und der Beta-Carotin-Gehalt ist höher als bei weißen Sorten.
Steckrüben werden auf Wochenmärkten, in Hofläden bei Direktvermarktern sowie im gutsortierten Lebensmitteleinzelhandel angeboten. Wichtig ist, auf frische Qualitätsware ohne Risse, Wurmstiche oder Faulstellen zu achten. Je kleiner und jünger die Rübe, desto zarter ist sie.

Der erdige, herbsüße Geschmack der Steckrübe erinnert an den Geschmack von Möhren mit einer leichten kohltypischen Bitternote.
Die Steckrübe enthält 87 % Wasser und 6 % Kohlenhydrate sowie rund 3 % Ballaststoffe, die einen wertvollen Beitrag zur Verdauung liefern. Der Gehalt an Vitamin C ist wie bei allen Kohlgemüsen mit 33 mg/100 g durchaus erwähnenswert. Bei den B-Vitaminen und den Mineralstoffen sind die Gehalte vergleichbar mit vielen anderen Gemüsen. Aufgrund ihres Gehaltes an Glucosinolaten (Senfölglykoside) und anderen sekundären Pflanzenstoffen wird der Steckrübe eine verdauungsfördernde sowie krebsvorbeugende Wirkung nachgesagt.

Das Gemüse ist sehr vielseitig und gut zu verarbeiten. Steckrüben werden gerne grob geraspelt und z. B. zusammen mit Äpfeln und Karotten als Rohkost zubereitet. Die üblichere Art der Zubereitung ist die als Warmgemüse, z.B. in Eintöpfen mit anderen Gemüsen wie Lauch, Petersilienwurzel, Möhre, Sellerie. Eine Zubereitungsvariante ist auch ein mit etwas Butter und Milch verfeinertes Steckrübenpüree. Als Gemüsebeilage schmecken Steckrüben besonders gut in Kombination mit Lauch oder Zwiebeln und mit Gewürzen wie Kümmel, Kreuzkümmel, Koriander sowie mit Petersilie, Schnittlauch oder Kerbel.
Die Garzeit beträgt etwa 15 bis 20 Minuten.

Steckrüben sind zwar ein robustes Wurzelgemüse, aber um geschmackliche Einbußen zu meiden, sollte man sie nicht zu lange zu Hause lagern. Im Gemüsefach des Kühlschranks sind Steckrüben bis zu zehn Tagen haltbar.


Verwendete Literatur und Informationen
  • Reinhard Lieberei, Christoph Riesdorff: Nutzpflanzen, Thieme-Verlag, Stuttgart 2012
  • Günther Liebster: Warenkunde Obst und Gemüse, Band 2, Hädecke-Verlag, Weil der Stadt 2002
  • I. Elmadfa, W. Aign, E. Muskat, D. Fritzsche: Die große GU Nährwert-/ Kalorientabelle, Ausgabe 2016/ 2017, Gräfe und Unzer Verlag GmbH, München 2015
  • Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN) (Hrsg): Die Steckrübe – Gemüse der Jahre 2017/18, im Internet unter nutzpflanzenvielfalt.de (Zugriff am 14.02.2017)
  • Norddeutscher Rundfunk (NDR) (Hrsg): Steckrüben: Von der Notration zum Trendgemüse, im Internet unter ndr.de (Zugriff am 14.02.2017)


Annette.Conrad@dlr.rlp.de     www.fze.rlp.de/ernaehrungsberatung