Neu entdeckt: Mohnöl

Landwirtschaftliche Direktvermarkter, Bioläden und Reformhäuser bieten zahlreiche Ölspezialitäten an. Diese sind nicht nur gesund für Herz und Kreislauf, sondern stehen auch für individuellen Genuss.
Ein besonderes Geschmackserlebnis bietet Mohnöl.


Alte Kulturpflanze

Schlafmohn ist mit dem rot blühenden Klatschmohn verwandt. Er ist eine der ältesten Kulturen der Menschheit und ursprünglich in Asien beheimatet. Bereits in der Jungsteinzeit wurde der Mohn in Asien und Südeuropa als Heilmittel verwendet. Sein Name deutet darauf hin, dass er im antiken Griechenland Kinderbrei zugesetzt wurde. Aus dem 12. Jahrhundert nach Christus sind Zinslisten mit Mohnabgaben (Mohnzins) bekannt.

Der Ölgehalt im Mohnsamen beträgt 40 bis 45 Prozent. In den 30er und 40er Jahren des letzten Jahrhunderts waren die Samen des Mohns in Deutschland wichtige Rohstoffgrundlage für Speiseöl. Nach dem Krieg war Mohn aufgrund des Arbeitsaufwandes bald zu teuer, um daraus Öl zu pressen. Auch in den ostdeutschen Bundesländern, wo er aus Traditionsgründen per Sondererlaubnis angebaut werden durfte, ist er nach der Wende aus der Mode gekommen. Wahrscheinlich, weil die billigen Importe die Handarbeit zu teuer machten. So endete in Deutschland die landwirtschaftliche Nutzung des Mohns.

Jährlich werden in Deutschland etwa 8000 Tonnen Mohn zu Back- und Speisezwecken verbraucht. Wichtigste Erzeugerländer sind die Türkei, Tschechien, Ungarn und Australien. Im Handel ist der ganze oder gemahlene Samen erhältlich. Man kauft ihn am besten im Fachgeschäft. Dort erhält man sauber verlesene Sorten und kann die Körnchen frisch mahlen lassen. Mit Mohn würzt man bekanntlich Brot, Brötchen und Käsegebäck. Der gemahlene Samen ist eine beliebte Kuchenfüllung.

Aktuell wiederentdeckt wird die Verwendung des Mohnsamens als Basis hochwertiger Speiseöle.


Genau geregelt: der Mohnanbau

Der Ruf der Pflanze ist zwielichtig. In Deutschland ist der Mohnanbau verboten. Alle Produkte aus dem Schlafmohn fallen unter das Rauschmittelgesetz. Verboten hat man den Anbau ursprünglich einmal, weil sich aus dem Saft der unreifen Kapseln des Schlafmohns Opium gewinnen lässt. Dieser enthält etwa 45 verschiedene Alkaloide, als wichtigste Morphin, Codein und Papaverin. Der Milchsaft dient zur Herstellung verschiedener Rauschmittel, wie Opium, Morphium und auch Heroin. Mit der Einbeziehung des Mohnanbaus in das Betäubungsmittelrecht will man einen Missbrauch zu Drogenzwecken verhindern.

Inzwischen gibt es jedoch spezielle Züchtungen, die keine oder nur geringe Mengen an Alkaloiden enthalten. Die Blaumohnsorte Przemko ist als einzige morphinarme Mohnsorte gegenwärtig in Deutschland für den Anbau zugelassen. Vor dem Anbau von Schlafmohn muss die Bundesopiumstelle in Berlin jedoch immer eine betäubungsmittelrechtliche Erlaubnis erteilen. Entsprechende Auflagen müssen beachtet werden.
In Süddeutschland, z.B. Oberschwaben, beginnt man im Rahmen von Projekten oder Versuchsflächen mit nachwachsenden Rohstoffen, so auch wieder mit dem Mohnanbau.

Die Pflanze ist eine sehr arbeitsintensive Kultur und fordert einen hohen Anteil an Handarbeit. Außerdem ist die Ernte und der Geschmack des Öls stark witterungsabhängig. In feuchten Jahren ist nur mäßiger Erfolg zu verzeichnen.

Mohn erreicht eine Wuchshöhe von 1 bis 1,60 Meter und verfügt über eine kräftige Pfahlwurzel mit starken Seitenwurzeln. Am Stängelende bildet sich eine rote, violette oder weiße Blüte. Blühtermin ist etwa Anfang Juli. Nach der Blüte bildet sich eine runde oder eiförmige Kapsel, in der sich die Samenkörnchen befinden.
Mohn eignet sich auch zum Mischfruchtanbau mit anderen Kulturpflanzen z.B. Möhren. Die Ernte mittels Dreschen erfolgt Mitte August bis Anfang September.


Sorten und Geschmack

Graumohn

ist eine alte, überlieferte Sorte mit hellgrauen Samen. Die Mohnsamen sind sehr mild und fein und daher besonders gut für Mehlspeisen geeignet. Graumohnöl hat einen feinen, milden Mohngeschmack und ist geeignet für fast alle Salate, Rohkost und Nudelgerichte, besonders fein für Karotten-, Kartoffel-, Tomaten-, und Gurkensalat.


Weißmohn

ist eine sehr seltene Mohnsorte mit hellbeiger Samenfarbe und nussartigem Geschmack. Er eignet sich für feine Mohnmehlspeisen und Desserts.
Weißmohnöl bietet einen leicht nussartigen Geschmack. Es ist ein delikates Öl für alle grünen Salate und harmoniert sehr gut mit Spargel.


Blaumohn

besitzt blaugraue Samen. Er ist die bekannteste Mohnsorte, die für den Großteil der Anbauflächen verwendet wird. Blaumohn ist wegen seiner dicken Samenschale gut zur maschinellen Ernte geeignet. Geschmacklich ist Blaumohn etwas herber und intensiver im Aroma. Er eignet sich besonders gut für Kuchen und Beilagen mit Mohn. Blaumohnöl hat einen wesentlich stärkeren Mohngeschmack und schmeckt hervorragend mit Schaf- und Ziegenkäse sowie bei kräftigen Mischsalaten.


Mohnöl - ein Produkt mit Zukunft

Das Öl hat Potenzial als Spezialität vermarktet zu werden. In Österreich hat es sich als Nischenprodukt bereits etabliert.

Herkömmliche Öle werden meistens warm gepresst oder mit Lösungsmitteln herausgelöst. Edelöle wie das Mohnöl werden ausschließlich durch mechanisches Pressen ohne zusätzliche Wärmezufuhr gewonnen. Die Ölausbeute beträgt zwischen 30 und 40 Prozent. Die Angabe „naturbelassen“ bedeutet, dass die Öle nicht raffiniert, nicht filtriert und nicht vermischt werden.

Mohnöl zeichnet sich durch den hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren und Vitamin E aus. Es enthält circa 70 bis 75 Prozent Linolsäure, 11 bis 16 Prozent Ölsäure und 8 bis 10 Prozent Palmitinsäure.
Der Mohnsamen ist reich an Kalzium, Magnesium, Eisen, Zink, Kupfer und Mangan sowie an Vitamin B1. Allerdings ist auch der Kaloriengehalt mit rund 500 kcal / 100 g beachtlich.

Mohnöl hält sich in der geschlossenen Flasche etwa neun Monate, wenn es kühl und dunkel gelagert wird. Nach Anbruch sollte das Öl im Kühlschrank aufbewahrt und innerhalb von circa acht Wochen verbraucht werden.

Wegen des sehr hohen Gehaltes an mehrfach ungesättigten Fettsäuren eignet sich das Öl besonders für die kalte Küche. Es wirkt als Geschmacksträger und hebt sehr schön den Eigengeschmack der Speisen hervor.


Quelle und weiterführende Informationen
Pflanzenoel.ch AG (Hrsg.): Mohnöl (pdf), im Internet unter pflanzenoel.ch (Zugriff: 6/2005, aktualisiert 22.06.2021)


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