Darmkrebsvorsorge - wirken Sie aktiv mit!
März ist Darmkrebsmonat

Stand: 03/06/2023
Darmkrebs ist bei Männern die dritthäufigste, bei Frauen die zweithäufigste Tumorerkrankung in Deutschland. Rund 33000 Männer und 26000 Frauen erkrankten 2022 nach Schätzung der deutschen epidemiologischen Krebsregister und des Zentrums für Krebsregisterdaten im Robert-Koch-Institut an Darmkrebs. Besonders heimtückisch macht diese Krebserkrankung, dass sie in vielen Fällen zu spät entdeckt wird. In frühem Stadium bestehen noch gute Heilungschancen.

Das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, wird durch verschiedene Faktoren begünstigt. Das Erkrankungsrisiko ist bei jungen Menschen sehr niedrig und steigt mit dem Lebensalter. Auch wer nahe Familienangehörige hat, die an Darmkrebs erkrankt sind, hat selbst ein höheres Risiko. Bestimmte Erkrankungen gehen gleichfalls mit einem erhöhten bis sehr hohen Risiko einher. Dazu zählen beispielsweise entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa oder die familiäre adenomatöse Polyposis (FAP), bei der es bereits bei jungen Menschen zu starker Polypenbildung im Dickdarm kommt.

In etwa 90 Prozent der Fälle entwickelt sich ein Darmkrebs aus einem Darmpolyp, einer zunächst gutartigen Wucherung, die für sich selbst betrachtet vorerst ungefährlich ist. Der Krebs entsteht, wenn diese Polypen sich zu bösartigen Geschwulsten umwandeln. Dies geschieht innerhalb von zehn Jahren bei etwa einem von zwanzig Polypen. Deshalb ist die Darmspiegelung (Koloskopie) eine wichtige Maßnahme im Rahmen der Darmkrebsvorsorge. Hierbei werden Polypen, die der Arzt entdeckt, vorbeugend entfernt.

Seit 2002 wird jedes Jahr im „Darmkrebsmonat März“ auf die Bedeutung der Darmkrebsvorsorge aufmerksam gemacht, initiiert von der Felix Burda Stiftung, der Stiftung LebensBlicke und dem Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.. Auf breiter Basis werden in diesem Monat Erkenntnisse aus Prävention und Früherkennung in die Öffentlichkeit gebracht und die Menschen zur aktiven Darmkrebsvorsorge motiviert.


Ernährungsfaktoren und Darmkrebsrisiko

Verschiedene Ernährungs- und Lebensstilfaktoren beeinflussen das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Als Risiko steigernd gelten Übergewicht, Rauchen, regelmäßiger Alkoholgenuss und der Verzehr von rotem Fleisch und Fleischerzeugnissen. Bewegung sowie der Verzehr von Gemüse und Obst, Ballaststoffen, Fisch und Milchprodukten wirken günstig auf das Erkrankungsrisiko.


Übergewicht und körperliche Aktivität
Übergewichtige Personen haben ein bis zu zweifach erhöhtes Risiko für Darmkrebs. Unklar ist bislang, ob das Übergewicht, die erhöhte Kalorienaufnahme und/ oder die körperliche Inaktivität der entscheidende Faktor ist. Ein Erklärungsansatz ist, dass Übergewicht ebenso wie körperliche Inaktivität zu einem Anstieg der Insulinkonzentration im Blut führen und in der Folge verstärkt insulinabhängige Wachstumsfaktoren gebildet werden, was mit einem erhöhten Darmkrebsrisiko assoziiert ist.
Körperlich aktive Menschen haben weniger Darmpolypen und ein geringeres Erkrankungsrisiko für Darmkrebs. Regelmäßige Bewegung oder Sport hat mehrere Effekte, die in diesem Zusammenhang ausschlaggebend sein können. Körperliche Aktivität wirkt positiv auf das Körpergewicht. Sie beeinflusst den Glukose- und Insulinstoffwechsel günstig (siehe oben) und kann die Immunfunktionen des Körpers stärken. Eventuell spielt es auch eine Rolle, dass Bewegung die Darmtätigkeit anregt und dadurch unter anderem die Kontaktzeit krebserregender Substanzen mit den Darmwandzellen verkürzt. 30 bis 60 Minuten tägliche Bewegung können das Darmkrebsrisiko senken. Das „World Cancer Research Fund“ empfiehlt täglich eine halbe Stunde gemäßigte Aktivität wie zügiges Gehen oder Fahrradfahren und diese allmählich auf 60 Minuten oder 30 Minuten anstrengende Aktivität zu steigern. Außerdem wird geraten, so wenig wie möglich zu sitzen.

Fleisch und Fleischerzeugnisse
Ergebnisse unter anderem der EPIC-Studie (European Prospecive Investigation into Cancer and Nutrition) deuten darauf hin, dass Menschen, die viel „rotes" Fleisch (Rind-, Schweine-, Lammfleisch) essen, eher an Darmkrebs erkranken als Menschen mit seltenem oder geringem Verzehr. Die Wirkung von verarbeiteten Fleischerzeugnissen wird von den Forschern stärker eingeschätzt als die von Fleisch. Geflügelfleisch scheint keinen und Fisch einen möglicherweise schützenden Effekt zu haben.
Unklar ist die Ursache der Risikoerhöhung. Diskutiert wird ein Zusammenhang mit dem höheren Eisengehalt des roten Fleisches und dass Eisen die Bildung von zellschädigenden freien Radikalen im Körper verstärkt. Beim Räuchern oder Grillen, vor allem von gepökelten Erzeugnissen, oder auch beim scharfen Anbraten von Fleisch können krebserregende Stoffe entstehen, die das Erkrankungsrisiko eventuell erhöhen.

Milch und Milchprodukte
Verschiedene Studien deuten auf die risikomindernde Wirkung von Milch und Milchprodukten ab einem Verzehr von etwa einem Glas Milch pro Tag (200 ml). Die größten Effekte wurden bei Verzehr von 500 bis 800 ml täglich beobachtet. Zusammenhänge werden vor allem in Verbindung mit Kalzium diskutiert. Als Wirkmechanismus wird unter anderem vermutet, dass Kalzium krebserregende Stoffe binden und so unschädlich machen kann. Ein anderer Ansatzpunkt ist, dass Kalzium in Verbindung mit Vitamin D oder auch verschiedene milchtypische Lipide den ‚programmierten Zelltod‘ (Apoptose) entarteter Zellen fördern und so zur Zerstörung von Krebsvorstufen in der Darmschleimhaut beitragen können.

Gemüse, Obst und sekundäre Pflanzenstoffe
Verschiedene Inhaltsstoffe werden für den risikomindernden Effekt von Gemüse und Obst verantwortlich gemacht. Dazu gehören die Vitamine C, E, ß-Carotin und Folsäure, sekundäre Pflanzenstoffe und Ballaststoffe. Die verschiedenen Inhaltsstoffe wirken gemeinsam stärker als jeweils alleine. Der Einfluss von Gemüse wird höher eingeschätzt als der von Obst.
In vielen Studien ist die Wirkung von sekundären Pflanzenstoffen untersucht worden. Vor allem labor- und tierexperimentelle Untersuchungen geben Hinweise auf einen risikomindernden Effekt für Darmkrebs bei Sulfiden, Polyphenolen, Glucosinolaten, Saponinen, Phytosterinen und Phytinsäure. Sekundäre Pflanzenstoffe verändern beispielsweise Enzymaktivitäten, so dass krebserregende Stoffe stärker entgiftet oder in geringerem Maße aktiviert werden, sie können teilweise die Zellteilung hemmen, auf Immunfunktionen wirken oder die Zusammensetzung der Darmmikrobiota beeinflussen. Diese Stoffe kommen reichlich vor allem in Zwiebelgewächsen, in Kohlgemüse und in Hülsenfrüchten sowie in Beeren, Äpfeln und in Nüssen und Saaten vor.

Ballaststoffe
Studienergebnisse sind hinsichtlich der Wirkung von Ballaststoffen auf das Darmkrebsrisiko nicht eindeutig. Dennoch wird ein risikomindernder Effekt als wahrscheinlich gesehen. Experten empfehlen, mindestens 30 Gramm Ballaststoffe aus Vollkorngetreideprodukten, Gemüse und Obst täglich zu verzehren.
Mehrere Wirkmechanismen kommen in Betracht: Ballaststoffe verkürzen die Darmpassagezeit und verringern damit die potentielle Kontaktzeit krebserregender Stoffe mit den Darmwandzellen. Ballaststoffe können Kanzerogene binden. Durch den teilweisen bakteriellen Abbau von Ballaststoffen entstehen Säuren. Diese wirken gleichfalls günstig auf die Darmbewegung, beeinflussen aber auch die Zusammensetzung der Darmmikrobiota und deren Enzymaktivitäten, so dass weniger Kanzerogene gebildet werden.


Darmbewusst leben

Eine darmbewusste Lebensweise basiert im Wesentlichen auf den Säulen:
  1. Darmkrebsvorsorgeuntersuchung - etwa ab dem 50. Lebensjahr
  2. Regelmäßige Bewegung und körperliche Aktivität - möglichst jeden Tag
  3. Normalgewicht - erreichen und halten
  4. Darmgesunde Ernährung im Sinne der „10 Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE)“ (im Internet unter dge.de, Zugriff 02.01.2023)


Darmgesund Essen und Trinken – unsere Tipps
  • Greifen Sie zu Vollkornbrot und Getreideflocken.
  • Essen Sie reichlich Gemüse und Salat und nutzen Sie deren große Vielfalt.
  • Essen Sie (mindestens) einmal in der Woche Hülsenfrüchte wie Erbsen, Bohnen, Linsen oder Kichererbsen. Sie können vielfältig zubereitet werden - als Eintopf, Salat, Bratling oder als Beilage zu Kartoffeln oder Nudeln.
  • Essen Sie zwei Portionen Obst am Tag. Obst schmeckt hervorragend als Nachtisch, als Zwischenmahlzeit oder im Müsli.
  • Trinken oder essen Sie drei Portionen Milch und Milchprodukte am Tag.
  • Essen Sie Fleisch und Fleischerzeugnisse in Maßen, bis zu zwei bis vier Portionen in der Woche lautet die Empfehlung (Anhaltspunkt: Eine Portion Fleisch kann 100 bis 150 Gramm, eine Portion Wurstaufschnitt oder Schinken 15 bis 25 Gramm wiegen). Vermeiden Sie scharfes Anbraten oder Rösten von Fleisch. Grillen Sie keine gepökelten Fleischerzeugnisse.

Außerdem fordert ein gesunder Darm ausreichend Flüssigkeit. Deshalb:
  • Trinken Sie täglich mindestens 1,5 Liter über den Tag verteilt. Empfehlenswerte Durstlöscher sind insbesondere Wasser, Mineralwasser und ungesüßte Früchte- und Kräutertees.


Quellenangaben und weitere Informationen


irmgard.luetticken@dlr.rlp.de     www.Ernaehrungsberatung.rlp.de