Nachhaltiger Konsum: Plastikmüll vermeiden

Stand: 06/29/2018
Auf den Weltmeeren treiben riesige Plastikmüllteppiche. Weil Plastik kaum verrottet und über die Nahrungskette in Pflanzen, Tiere und Menschen gelangt, gilt der Werkstoff als große Gefahr für das Ökosystem Erde.
Schätzungen zufolge wird ein Viertel der weltweiten Plastikproduktion für Verpackungen benötigt. Verpackungen sollen Lebensmittel vor Verderb und gesundheitlichen Risiken schützen. Darüber hinaus dienen sie der Verbraucherinformation, der Werbung und Darstellung von Unternehmen. Doch Produktion und Entsorgung belasten in erheblichem Maße die Umwelt.


Zahlen und Fakten

Seit 1964 hat sich die Produktion von Plastik verzwanzigfacht. Derzeit werden weltweit 380 Millionen Tonnen Plastik pro Jahr hergestellt. Es wird damit gerechnet, dass sich diese Menge in den nächsten 20 Jahren nochmals verdoppeln wird. Die Herstellung von Plastikverpackungen wächst derzeit um fünf Prozent jährlich.
Global betrachtet werden 72 Prozent der gebrauchten Plastikverpackungen nicht wiederverwertet, 40 Prozent davon werden in Deponien gelagert und 32 Prozent gelangen unkontrolliert in die Umwelt, auch in Fließgewässer und Meere. Eine derzeitige Schätzung des globalen Eintrags von Plastikmüll in die Meere geht von 4,8 bis 12,7 Millionen Tonnen pro Jahr aus. Wenn das so weitergeht, wird sich im Jahr 2050, gewichtsmäßig betrachtet, genau so viel Plastikmüll in den Meeren befinden wie Fisch.
Zwar haben die Länder Südostasiens den Hauptanteil des in die Meere eingetragenen Plastikmülls zu verantworten, doch auch in Deutschland geht man - im Vergleich zu anderen europäischen Ländern - recht sorglos mit Plastikverpackungen um. Jeder Deutsche produziert pro Jahr durchschnittlich 37 kg Plastikmüll nur aus Verpackungen. Damit liegt Deutschland 6 kg über dem EU-Durchschnitt. In der EU hat die Müllmenge durch Plastikverpackungen von 2005 bis 2015 um zwölf Prozent zugenommen, in Deutschland sogar um 29 Prozent.
Jährlich werden in Deutschland 6 Milliarden Plastiktüten verbraucht. Die durchschnittliche Gebrauchsdauer für eine Plastiktüte liegt bei 25 Minuten. Da seit Juli 2016 Plastiktragetaschen in vielen Geschäften nicht mehr gratis abgegeben werden, verwendete der Bundesbürger seither nur noch 45 Beutel/ Jahr, während es zuvor noch 68 im Jahr waren.

Plastik steckt nicht nur in Lebensmittelverpackungen, sondern auch in vielen Kosmetika. Hilfreich ist die „Checkliste: Plastik in Kosmetik“ (im Internet unter greenpeace.de (letzter Zugriff 09.02.2024)
Ebenso lösen sich aus Kleidung mit Kunstfaseranteilen beim Waschen Plastikteilchen, die weder von den Waschmaschinen noch den Kläranlagen herausgefiltert werden können. Dadurch landen auch diese Kunststoffpartikel in den Meeren. Mehr über Kunststofffasern in Kleidung hier: Julia Kahlert: Diese Fasern in Deiner Kleidung sind aus Plastik, im Internet unter codecheck.info (Zugriff 02.07.2017).


Wie kommt der Plastikmüll ins Meer?

Es gibt unterschiedliche Wege. Ein Teil stammt von Schifffahrt und Fischerei (circa 20 Prozent). Der Großteil (80 Prozent) stammt von Quellen an Land. Durch kommunale Abwässer, Mülldeponien, illegale Entsorgung und Tourismus (Strände) gelangt stetig Müll ins Meer.
Nur ein geringer Teil des Plastikmülls schwimmt auf der Oberfläche, der Rest befindet sich in tieferen Gewässern oder auf dem Meeresboden. Derzeit haben sich nach Schätzungen dort bereits 80 Millionen Tonnen angesammelt. Bis zur völligen Zersetzung von Plastik können 350 bis 400 Jahre vergehen. Bis dahin zerfällt es lediglich in immer kleinere Partikel. Diese kleinen, festen und wasserunlöslichen Plastikpartikel unter 5 mm Größe werden Mikroplastik genannt.


Die Folgen

Plastikmüll im Meer kostet jedes Jahr zehntausende Tiere das Leben und kann auch uns Menschen gefährden. Besonders die kleinen Partikel sind ein Problem, da sie von den Meerestieren mit Nahrung, zum Beispiel Plankton, verwechselt werden. So konnten in Muscheln, die Planktonfiltrierer sind, diese kleinen Plastikpartikel nachgewiesen werden.
Von Seevögeln werden Plastikteile oft mit Nahrung verwechselt. Daher findet man immer häufiger Kadaver von Seevögeln mit Kunststoffteilen im Magen. Die Tiere ersticken, erleiden tödliche Verstopfungen oder verhungern bei vollem Bauch. Der Mageninhalt von toten Eissturmvögeln ist inzwischen ein anerkannter Nachweis für die Verschmutzung unserer Meere. Eissturmvögel sind Hochseevögel - was sie fressen, stammt aus dem Meer. Bei einer Untersuchung fanden Wissenschaftler bei 93 Prozent der Eissturmvögel Plastikteile im Magen. Auch Meeressäuger und Fische sind betroffen. Meeresschildkröten fressen hauptsächlich Quallen und verwechseln im Wasser treibende Plastiktüten mit ihrer Lieblingsmahlzeit. Häufig werden auch Wale gefunden, deren Mägen mit Plastik gefüllt sind. Weiterhin verfangen sich Tiere im Müll und verenden dann qualvoll. Auch Lebensräume wie Korallenriffe werden durch Ablagerungen von Plastikmüll beeinträchtigt.

Das Mittelmeer gilt als Brennpunkt für Plastikverschmutzung. Da es fast vollständig von besiedelten Küsten umgeben ist, droht es zu einer „Plastikfalle“ zu werden. Ungesicherte Mülldeponien in Meeresnähe, illegale Abfallentsorgung in Flüsse sowie der Massentourismus an Stränden und auf Kreuzfahrtschiffen sind die Ursache dafür, dass das Mittelmeer besonders betroffen ist. 18 Prozent der Thunfische und Schwertfische haben Plastik im Magen.
Das Plastikmüll-Problem haben wir auch an deutschen Küsten. An Fehmarns Stränden finden sich auf 100 Meter durchschnittlich 70 Müllteile unterschiedlichster Größe, an der Wattenmeerküste Deutschlands und der Niederlande sind es fast 390 Teile, gut Dreiviertel aus Kunststoff. Wissenschaftler schätzen, dass allein am Grund der Nordsee mehr als 600.000 Kubikmeter Müll lagern. Eine Menge, die den Kölner Dom 1,5 mal füllen könnte.
Mikroplastikpartikel gelangen durch den Verzehr von Meerestieren auch in den menschlichen Körper. Das gilt auch für Giftstoffe wie Weichmacher und Flammschutzmittel. Die Auswirkungen sind noch nicht erforscht.


Maßnahmen: 3R-Politik

Um die Plastikflut zu stoppen, braucht es Maßnahmen weltweit. Politik und Wirtschaft müssen gemeinsam Lösungen erarbeiten in Form von Müllvermeidungs- und -Reduktionsstrategien. Dass noch vieles möglich ist, zeigt das Beispiel, dass in Deutschland nur 42 Prozent des Plastikmülls recycelt werden, während es in Dänemark etwa 90 Prozent sind.

Der Vorschlag der EU-Kommission, eine Plastiksteuer einzuführen, wird aktuell nicht weiter verfolgt. Stattdessen soll eine Kunststoffstrategie zur Vermeidung von Abfällen beschlossen werden. Diese Strategie sieht vor, dass bis 2030 alle Kunststoffverpackungen recyclingfähig sind, Einwegkunststoffe reduziert und die Verwendung von Mikroplastik beschränkt werden. Dazu sollen auch die Verpackungsvorschriften im Lebensmittelhandel und der Lebensmittelindustrie angepasst werden. Erdbeerschalen aus Plastik, eingeschweißte Äpfel und Birnen oder plastikverpackte Gurken könnten bald der Vergangenheit angehören.
Zusätzlich setzt man hierzulande auf Verbraucheraufklärung. Jeder Verbraucher kann einen Beitrag leisten, die Verschwendung von Ressourcen und den Eintrag von Plastik in die Umwelt zu reduzieren. Gerade unsere „TO GO“-Gewohnheiten produzieren viel Plastikmüll.

Ein wichtiger Beitrag zur Abfallvermeidung bzw. -verminderung ist, Lebensmittel ohne oder mit möglichst geringem Verpackungsaufwand zu kaufen. Diese Verpackungen sollten umweltschonend produziert werden und wenn geeignet im Mehrwegsystem verwendbar sein. Die besonders materialaufwändigen Klein- und Kleinstpackungen – beispielsweise in der Gastronomie oder für Single-Haushalte – sollten vermieden werden.

Kurzgefasst lautet die „3R-Politik“ für weniger Konsum und mehr Wiederverwendung:
  • Reduce - Verringerung des Abfallvolumens, Abfallvermeidung
  • Reuse - direkte Weiterverwendung
  • Recycle - Wiederverwertung, stoffliche Aufbereitung zu Sekundärrohstoffen


Tipps für den Alltag

Verbraucherinnen und Verbrauchern helfen praktische Tipps direkt für den Alltag:
  • Auf Einwegtüten beim Einkauf verzichten.
  • Einkaufskorb, -beutel, Tasche immer dabei haben.
  • Einweggeschirr (Teller, Kaffeebecher, Trinkhalme, Plastikbesteck) vermeiden, bei Festen auf Leihgeschirr zurückgreifen.
  • Obst, Gemüse, Backwaren ohne Plastikverpackung kaufen.
  • Unverpackte Ware, z.B. auf dem Wochenmarkt, einkaufen oder, wo möglich, das Angebot verpackungsfreier Läden nutzen. (Liste von „Unverpackt-Läden“ hier, im Internet unter www.utopia.de, Zugriff 02.07.2018)
  • Gemüse und Obst bevorzugt in der Saison als Freilandware (ohne Folienanbau) einkaufen.
  • Schraub- und Einweckgläser für die Vorratshaltung von Trockenprodukten (Mehl, Reis, Müsli usw.) nutzen.
  • Thermobecher für den Coffee To go mitnehmen.
  • Milch, Sahne, Joghurt, Getränke, Honig usw. möglichst in Pfandflaschen oder -gläsern kaufen, die wiederverwertet werden.
  • Bei Partys und Kindergeburtstagen auf nicht wiederverwendbare Kunststoff-Dekoartikel und auf Plastiktischdecken verzichten.
  • Die Kreislaufwirtschaft unterstützen und Müll richtig trennen.


Fazit

Nachhaltiger Konsum berücksichtigt neben den gesundheitlichen gleichzeitig ökologische und soziale Aspekte und bezieht sich auch auf die Entsorgung von Ressourcen.
Einer der Grundsätze für ein nachhaltig orientiertes Konsumverhalten lautet daher umweltverträglich verpackte Produkte zu bevorzugen. Am wichtigsten ist es, Plastikverpackungen zu vermeiden und erst gar nicht in die Umwelt gelangen zu lassen.


Quellen und weiterführende Informationen


ernaehrungsberatung@dlr.rlp.de     www.fze.rlp.de/ernaehrungsberatung